Ich bin nicht krank – ich bin schwul | Dokumentarfilm 2015

Ein Film von Alexej Getmann und Diana Labusch

Ich bin nicht krank - ich bin schwul

Dennis ist schwul – in seinem Heimatland Kasachstan ist das ein Problem. Beschimpfungen und Prügelattacken drohen allen, die sich als homosexuell outen. „Ich bewege mich nur noch mit dem Taxi von A nach B“, sagt Dennis und lacht bitter. „Alles andere wäre Selbstmord.“

„Ich bin nicht krank – ich bin schwul“ sagt Dennis, der offen zu seiner Homosexualität steht. Der Film zeigt seinen mutigen Kampf für mehr Verständnis und Gleichberechtigung.

Temirtau: Heimat und Herausforderung

Über staubige Böschungen und kaputte Straßen folgen wir Dennis durch seinen Alltag in der Industriestadt Temirtau. Wir erleben mit, was es für ihn heißt, sich den Blicken der Menschen auszusetzen. Seine Bewegungen, sein Gang verraten, was „draußen“ niemals laut ausgesprochen werden darf. Situationen, die immer Gefahren bergen, weil sie die Gesellschaft vor Ort überfordern.

Zwischen Tradition und Moderne

Astana – die Hauptstadt Kasachstans präsentiert sich als moderne und weltoffene Metropole. Zum Thema „Homosexualität“ sind die Meinungen der Menschen jedoch weitestgehend ablehnend und beruhen auf weit verbreiteten Voruteilen. So glauben viele der Befragten, dass Homosexulität enie psychische Krankheit ist.

Das Erbe der UdSSR

Mitten in der zentralasiatischen Steppe ragen Plattenbauten in die Höhe und veraltete Monumente erinnern an die vergangenen Tag der Sowjetunion. Jahrzehnte nach dem Zerfall des Vielvölkerstaates sind die Spuren an vergangene Tage nicht nur in der Architektur sichtbar – auch in den Köpfen vieler Menschen lebt die Sowjetunion weiter und damit auch ihre Werte und jegliche Abneigung zur Andersartigkeit.

Trommeln für eine verrückte Idee

Dennis möchte den ersten öffentlichen „Tag der sexuellen Minderheiten“ in Termitau organisieren. Eine Veranstaltung, bei der er mit anderen Homosexuellen über ihre Lage diskutieren will. Weil Aufrufe in sozialen Netzwerken zu heikel wären, setzt er auf Mundpropaganda. Er aktiviert all seine Kontakte, besucht alte Freunde und führt etliche Telefonate mit Bekannten. Doch er stößt auch auf Gegenwehr: Manche befürchten, er würde „schlafende Hunde“ wecken und wollen keine öffentlichen Aktionen.

Auf die Straße - in die Öffentlichkeit

Ein befreundeter Anwalt erklärt Dennis, dass ein Treffen in der Öffentlichkeit gegen das Gesetz sei – Dennis will es trotzdem riskieren. Entschlossen zieht er mit einem kleinen Trupp mutiger Menschen in den Stadtpark von Temirtau. Als Zeichen gegen Homophobie hat er bunte Armbändchen und Luftballons mitgebracht. Aus Angst vor Konsequenzen sind allerdings viele Menschen nicht gekommen. Ist sein Traum von Veränderung wirklich eine Utopie?

Schicksale und Gesprächsbedarf

Autor und Regisseur Alexej Getmann (2. von rechts) spricht bei den Dreharbeiten mit der LGBT-Community. Ausnahmslos alle berichten von unglaublichen Diskriminierungserfahrungen in ihrem Umfeld. Viele führen ein Doppelleben, um nicht aufzufallen.

Dennis ist schwul – in seinem Heimatland Kasachstan ist das ein Problem. Beschimpfungen und Prügelattacken drohen allen, die sich als homosexuell outen. „Ich bewege mich nur noch mit dem Taxi von A nach B“, sagt Dennis und lacht bitter. „Alles andere wäre Selbstmord.“
Vom Gesetz her scheint die Situation im post-kommunistischen Kasachstan entspannter zu sein als im Nachbarland Russland: Homosexualität ist seit 1998 straffrei – gleichgeschlechtliche Ehen sind seit 2011 allerdings verboten. Immer wieder wird über ein Gesetz gegen ‚homosexuelle Propaganda‘ diskutiert. Tatsächlich lehnt die Mehrheit der 17 Millionen hauptsächlich muslimisch und christlich-orthodox geprägten Einwohner Homosexualität ab und betrachtet sie als Krankheit. Sogar in der Schwulenszene gibt es Menschen, die sich selbst für ‚krank‘ oder ‚pervers‘ halten – eine Tatsache, die Dennis so nicht hinnehmen will.
„Ich bin nicht krank – ich bin schwul“ sagt Dennis, der offen zu seiner Homosexualität steht. Der Film zeigt seinen mutigen Kampf für mehr Verständnis und Gleichberechtigung.

Filmfestivals:

2015:

– Filmfest Homochrom, Köln & Dortmund – Gewinner des Zuschauerpreises (der lange Chromie)
2016:
– Santo Domingo OutFest, Santo Domingo, Domenikanische Republik
– LesGaiCineMad, Madrid, Spanien
2017:
– CinHomo, Valladolid, Spanien
– GFEST Gaywise FESTival, London, UK
2018:
– Central Asian Documentary Film Festival (CADF), Almaty, Kasachstan – Gewinner des „Special Jury Price“ Awards